Sense4Future: Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell
„Die große Problematik des Elektroschrotts ist mir erst im Zuge unseres Forschungsprojektes „Recycling 4.0“ bewusst geworden“, gesteht Sebastian Lawrenz. Der 29-jährige promoviert derzeit an der TU Clausthal im Bereich Software Systems Engineering und ist Geschäftsführer des Center for Digital Technologies (DIGIT), dem Forschungszentrum der Technischen Universität Clausthal in Kooperation mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Doch sein Herz schlägt für die Sense4Future GmbH, seinem Unternehmen, das er gemeinsam mit Professor Rausch und zwei Kommilitonen der TU Clausthal im Januar 2021 gründete. Mit einer App wollen die jungen Menschen dem Elektroschrott entgegenwirken und zum Umdenken anregen.
Mittels der App können zukünftig die persönlichen Elektrogeräte verwaltet werden. Das schafft Transparenz über die im Haushalt vielleicht auch ungenutzt vorhandenen Geräte. Ob Sharing, Verkauf, Reparatur oder Recycling – die App gibt praktische Tipps, wie mit überflüssigen oder veralteten Geräten verfahren werden kann. Die Anwender sammeln zusätzlich mit jeder Aktivität ecopoints und werden so für ihr nachhaltiges Handeln belohnt.
Im Frühjahr 2022 startet ein Pilotprojekt mit den Kreiswirtschaftsbetrieben des Landkreises Goslar, um mit der Abholung von Elektroaltgeräten den Menschen die Entsorgung zu erleichtern. „Das Tauschen, Reparieren oder Recyceln von Elektroaltgeräten muss genauso einfach werden, wie der Kauf eines neuen Gerätes im Internet“, betont Lawrenz. „Nur so können wir den Millionen Tonnen Elektroschrott jährlich Herr werden.“
Ganz so einfach gestaltete sich die Gründung des Unternehmens allerdings nicht. Insbesondere die Rechtsfragen, die passende Gesellschaftsform und die Bürokratie waren Hürden, die Lawrenz mit Unterstützung der WiReGo nehmen konnte. Im Rahmen der Gründungsberatung begleitete das WiReGo-Team die Unternehmensgründung aktiv und sorgte auch für hilfreiche Kontakte. Generell sind für Lawrenz die Kontakte das Wichtigste in einer Gründungsphase. „Sprecht mit anderen in eurem Umfeld“, ist sein Rat an Gründungsinteressierte. „Und lasst euch nicht von eurer Idee abbringen.“ Denn aus seiner Sicht verbleiben viel zu viele gute Ideen, auch entstanden durch Studienarbeiten oder Forschungsprojekte, ungenutzt. Der Transfer in die Praxis gestaltet sich oft als schwierig, doch es lohnt sich.
Sebastian Lawrenz hingegen macht Mut. Er hat sich von seiner Idee trotz aller Hürden nicht abbringen lassen. Mit Professor Rausch und später seinen Mitgründern Hauke Hemmerling und Robert Werner hat er sich ein Team aufgebaut, das an die gemeinsame Vision glaubt. Ihr erklärtes Ziel: In zehn Jahren wollen sie das „Amazon für Sharing und Nachhaltigkeit“ sein. Der Launch der App im Frühjahr ist der erste wichtige Schritt, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen.