Upcycling und Nachhaltigkeit als Geschäftsidee

Aslihan Bayram gründet Mode-Label in Goslar

Upcycling, die Wiederverwertung von gebrauchten Dingen, hat die studierte Modedesignerin Aslihan Bayram aus Goslar auf besonders kreative Weise für sich entdeckt. Sie verwandelt handverlesene Second-Hand-Kleidung in modische Einzelstücke. Mit ihrem jungen Mode-Label „Walking Pieces“ möchte sie zudem einen Unterschied in der Mode- und Geschäftswelt machen.

„In der Modewelt wird der Mensch nach wie vor auf Schönheitsideale und Standardmaße reduziert“, bedauert die Gründerin. „Mit meinem Label möchte ich das Schöne im Unvollkommenen sichtbar machen.“ Dazu schneidert die 30-jährige hochwertige Herrenmode um. Es entstehen Blazer, Anzüge, Blusen und Co. für die selbstbewusste, starke (Business-)Frau. Alles Einzelstücke, die Aslihan Bayram in ihrem Studio in Goslar entwirft und schneidert.

Derzeit ist ihr Unternehmen noch eine One-Woman-Show: Vom Einkauf der Ware auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden über das Auftrennen und neu schneidern bis hin zum online Vertrieb kommt alles aus einer Hand. „Immerhin habe ich so den Vorteil, dass nur ich für die Qualität meiner Arbeit verantwortlich bin“, sagt die Gründerin mit einem Augenzwinkern. Doch sie denkt durchaus an Wachstum und wird dann zunächst von ihrer Mutter unterstützt.

Schon die Oma war Schneiderin und so wurde ihr die Leidenschaft quasi in die Wiege gelegt. Während ihres Modedesign-Studiums verbrachte Aslihan Bayram ein Praxissemester bei einer Haute Couture Designerin in Istanbul. Die hohe Kunst des Schneiderhandwerks ließ sie nun nicht mehr los. Und es wuchs der Wunsch, mehr Nachhaltigkeit in die Modewelt zu bringen. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit dem Thema „Sharing Economy“.

Als sie aufgrund von Corona in Kurzarbeit war, beschäftigte sie sich intensiver mit dem Thema und es entstand die Idee für „Walking Pieces“ – außergewöhnliche und hochwertige Mode, die nach einer gewissen Zeit den Kleiderschrank wechselt, statt entsorgt zu werden.

Ihre ersten Stücke stellte sie auf Instagram vor und bekam direkt positive Resonanz. Mit Unterstützung der WiReGo eignete sie sich die notwendigen wirtschaftlichen Kenntnisse an, schrieb einen Businessplan, fand einen passenden Steuerberater und gründete am 1. Mai 2023 ihr Unternehmen. „In meinem Studium habe ich zwar alles notwendige für das Modedesign und die Vermarktung gelernt“, berichtet die Designerin. „Doch den Umgang mit den Zahlen verdanke ich der WiReGo.“

Nicht nur ihr Design ist außergewöhnlich. So dient schon mal ein Stück Leder eines Schuhs als Applikation auf einem Blazer. Auch ihr Geschäftsmodell ist anders. Jedes Kleidungsstück ist ein Einzelstück. Es gibt stets nur eine limitierte Anzahl, die im Online-Shop erhältlich ist. Der Termin für die Veröffentlichung der nächsten Stücke wird per Newsletter und Social Media bekanntgegeben. „Dadurch halte ich die Neugier meiner Kunden aufrecht“, erklärt Aslihan Bayram ihre Idee. „Meine Kleidung ist exklusiv, so möchten auch meine Kunden behandelt werden.“ Dass ihre Idee zum Erfolg wird, davon ist die Gründerin überzeugt. Als Unterstützung arbeitet sie mit Influencern bei Instagram zusammen. „Die besten Erfahrungen macht man, wenn man seinen Weg geht“, betont sie lachend. Es bleibt spannend, welchen Weg sie und ihre Kleidungsstücke gehen werden.

www.walking-pieces.com

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